Clubreise 2014 ins Glarnerland

Dienstag, 24. Juni 2014, -

Unter grauem Himmelszelt treffen sich die zwanzig Inner Wheelerinnen um acht Uhr in Zürich auf dem Carparkplatz Sihlquai. Programmgestaltung und Organisation der zweitägigen Reise hat Vorstandsmitglied Suzanne König übernommen – für das Wetter ist sie nicht zuständig! Kaum eine Stunde später erreichen wir die Stadt Glarus. Im Hotel Glarnerhof wird das Gepäck deponiert und Kaffee mit Gipfeli serviert.

Punkt zehn Uhr werden wir für eine Führung durch die kleinste Kantonshauptstadt der Schweiz abgeholt. Eben hat es aufgehört zu regnen, doch die Wolken hängen tief über dem Vorderen Glärnisch, Wiggis und Schilt, welche die Stadt einbetten. Wir starten im schönen Stadtpark und spazieren durch schachbrettartig angelegte Gassen zum grossen Landsgemeinde-Platz, wo die Glarner bereits 1387 den Grundstein zur heutigen demokratischen Verfassung legten: Jeweils am ersten Sonntag im Mai wird abgestimmt.

Die auf 470 m ü.M. gelegene rund 6000 Einwohner umfassende Stadt hat eine rege Vergangenheit und musste – begünstigt durch heftige Föhnstürme – immer wieder gegen Feuersbrünste ankämpfen. Als im Jahr 1861 die ganze Stadt niederbrannte, erfolgte der Wiederaufbau mit Stein- statt Holzhäusern. Wir schlendern zur Stadtkirche hoch, wo ein Modell den Wiederaufbau mit aneinander gebauten Steinhäusern klar aufzeigt. Die arbeitsamen Glarner benötigten bloss zweieinhalb Jahre, um gemeinsam mit Wanderarbeitern ihre Stadt wieder aufzubauen! Glarus war berühmt für feine Textil- und Stickereiarbeiten, die den Glarnerinnen mit Spinnen und später auch mit Stoffdrucken Heimarbeit ermöglichten. Trotz bescheidenem Einkommen besassen zwei Drittel der Familien ein eigenes Häuschen – heute noch!

Um 11.30 Uhr gehts mit unserem Car ins Sernftal nach Matt. Eine Gondelbahn fährt uns zur Walser-Siedlung Weissenberge auf 1266 m ü.M., wo wir im Restaurant Edelwyss das typische Glarner Gericht – Zigerhöreli und Öpfelstückli – serviert bekommen. Mit vollem Bauch geht’s mit der Gondel wieder hinunter ins Tal und weiter zum Landesplattenberg in der Gemeinde Engi. Dort werden wir von Hans und Kaspar Rhyner trotz Regen gut gelaunt empfangen. Nach einem kurzen geschichtlichen Einblick heisst es Helm auf und los in den tiefen dunklen Schlund des einzigen Schiefertafelwerks der Schweiz hinein. 1565 erstmals urkundlich erwähnt, wurde das Werk ab dem 17. Jahrhundert bis zu seiner Schliessung im Jahr 1950 zu einer bedeutenden Einkommensquelle für den ganzen Kanton. Heute ist die kühle, feuchte Schlucht für geführte Rundgänge nicht weniger berühmt. Der Car bringt uns zurück ins Hotel Glarnerhof, wo wir nach Zimmerbezug ein festliches Abendessen geniessen – gemeinsam mit Vizepräsidentin Marie-Louise Frühauf und Mitglied Evelyne Müller vom IW Club Sardona.

Petrus hat mit uns Erbarmen und sorgt am zweiten Tag für einen warmen und ziemlich sonnigen Tag! Wir werden nach Mollis zum Anna-Göldi-Museum gefahren. Obwohl vermutlich uns allen die traurige Geschichte dieser, für damalige Zeiten sehr selbständiger Magd bekannt ist, bringen Führung und Erklärungen von Marianne Nef überaus interessante und zugleich tief traurige Begebenheiten in Erinnerung. Zwischen Anna Göldis Geburt 1734 in Sennwald (damals zürcherische Herrschaft) als Tochter sehr armen Eltern und ihrer Hinrichtung durch das Schwert 1782 in Mollis, liegen 48 Jahre, die sie zum grössten Teil als Magd ohne jegliche Rechte bei reichen Familien verbrachte. Sie wehrte sich immer wieder, gebar aus Vergewaltigungen zwei Kinder, wurde gefoltert. Einzig im Zwickyhaus bei alt Pfarrer Zwicky in Mollis, wo sie sechs Jahre lang diente, hatte sie es gut.

Unser nächster und letzter Besuch im Kanton Glarus gilt der Mathis Orgelbau AG in Näfels. Seit über 50 Jahren sind die Familien Mathis Orgelbauer. Heute ist die zweite Generation mit 18 Mitarbeitenden weltweit tätig. Unsere Führung beginnt in einer offenen, gedeckten Halle, wo die ausgesuchten Holzstämme und geschnittenen Holzbretter gelagert werden. Holz sei das hauptsächlichste Material und müsse sechs bis acht Jahre gelagert werden, erfahren wir bevor wir in eine grosse Halle eintreten. Dort wird die Zinnlegierung für die Pfeifen hergestellt und zu Orgelpfeifen zusammengelötet. Schliesslich wird die ganze Orgel zusammengebaut und die Klangführung kontrolliert. Das alles dauert ein gutes Jahr! Doch bevor überhaupt mit Plänen und Einzelteilen gestartet wird, muss vor Ort der Raum besucht werden, wo die Orgel dereinst zu stehen kommt. «Man muss ihn erfühlen», erklärt Hermann Mathis auf seiner Website www.mathis-orgelbau.ch.

Nach dieser eher liturgischen Führung gehts weiter nach Murg an den Walensee, wo wir uns bei schönem Sonnenschein wieder profaneren Gelüsten hingeben: einem Apéro direkt am Wasser und einem feinen Mittagessen in der luftigen Sagibeiz. Was wir in bloss zwei Tagen erleben durften, ist schlicht genial und war für die meisten unbekannt. Ein grosses Dankeschön gebührt unserer Freundin und Reiseleiterin Suzanne König! 

Sarah Rieder

Die 21 Teilnehmerinnen der Clubreise 2014

Weitere Bilder

Mittagessen in der Sagibeiz in Murg